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Heimische Pflanzen, heimische Tiere - wild und voller Leben

In vielen Gärten dominieren Kulturpflanzen und Wildpflanzen finden kaum ein ungestörtes Plätzchen. Gärtner empfinden Wildpflanzen oft als störend, manche werden akribisch entfernt – dabei können sie mit Vorzügen aufwarten, die ihre gezüchteten Kollegen erblassen lassen. Sie sind Nahrungsquelle und Lebensraum für unzählige Tiere - und den Kulturpflanzen in vielem überlegen.

Heimische versus exotische Pflanze

Seit dem 1. September 2024 dürfen Kirschlorbeer, Sommerflieder, Blauglockenbaum und viele andere invasive Pflanzen-Arten in der Schweiz nicht mehr verkauft oder eingeführt werden. Forscher haben nachgewiesen, dass sich der Kirschlorbeer auch in Wäldern ausbreitet. "Invasive gebietsfremde Arten können ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden verursachen", so begründete die Schweizer Regierung ihren Beschluss. Wer solche Pflanzen im Garten hat, muss sie allerdings nicht ausreißen.

 

Für heimische Insekten ist Kirschlorbeer aufgrund seiner Giftigkeit weitgehend wertlos, die Blüten bieten Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen nur ein mäßiges Nektarangebot. Auch von größeren Pflanzenfressern wird die Art wegen der enthaltenen Gifte weitgehend gemieden.

Heimische versus exotische Pflanze

Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge haben es heutzutage alles andere als leicht. In Teilen Europas summen, schwirren und flattern mittlerweile rund 75 Prozent weniger Insekten durch die Luft als noch Ende der 80er Jahren. Grund dafür sind die Abnahme von naturnahen Lebensräumen, die Flächen-Versiegelung und der Einsatz von Pestiziden.

 

Die meisten Insekten sind spezialisiert auf ganz bestimmte Pflanzen, die sich wiederum perfekt an ihre Bestäuber angepasst haben. In Österreich gibt es 696 Arten von Wildbienen. Diese wildlebenden Insekten, zu denen auch die Hummeln gehören, erreichen mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie die domestizierten Honigbienen. Wildbienen brauchen jedoch eine vielfältige, blütenreiche Landschaft. Sie nisten in Pflanzenstängeln, Holzritzen oder in Lehm- und Sandböden. In der Wahl ihrer Nahrungspflanzen und auch hinsichtlich ihres Nistplatzes sind sie hoch spezialisiert. Sie können nicht ausweichen, wenn diese Lebensräume nicht mehr zur Verfügung stehen. Spitzenreiter ist die einheimische Sal-Weide mit 111 kleinen Interessenten. Eine besonders beliebte Raupenfutterpflanze ist die Brennnessel – 37 Falter vom Kleinen Fuchs bis zum Tagpfauenauge legen hier ihre Eier ab.

 

Auch die Vögel und Säugetiere sind auf heimische Kost und Baumaterialien angewiesen. Fettreiche Nüsse, Samen und Früchte helfen vielen Arten wie Siebenschläfer, Eichhörnchen und anderen Säugetieren über den Winterschlaf oder die Winterruhe. Ist man im Winter aktiv, benötigt man ebenfalls pflanzliche Kost. Hagebutten, Nüsse, Samen und andere Früchte, Wurzeln sowie unter dem Schnee weiterwachsendes Blattwerk bereichern den winterlichen Speiseplan vieler Tiere.

 

Wildpflanzen sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und für unsere Insekten und andere Tiere eine wichtige Nahrungsquelle. Gehen die Wildpflanzen, gehen auch die Tiere. Vor allem der schwindende Lebensraum verursacht immense Verluste. Aber auch klimatische Veränderungen, Herbizideinsatz und ein zu viel an Nährstoffen bedrohen die Vielfalt der wildwachsenden Flora. Nicht zuletzt werden heimische oft von exotischen (invasiven) Pflanzenarten verdrängt.

 

Heimische Wildpflanzen sind also unverzichtbare Mitglieder der Lebensgemeinschaft der Arten. Sie sind Lebensgrundlage vieler Tiere und begünstigen sich gegenseitig. Grund genug, ihnen in unseren Gärten ausreichend Raum zu geben.

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