Schwerstarbeit im Hochsommer – alle helfen mit!
Getreide ist seit jeher eine wichtige Einnahmequelle für unsere Bauern. Weizen, Gerste, Roggen und Hafer werden im Herbst und im Frühling ausgesät, früher oft noch von Hand, später dann mit Sähmaschinen. Anfang Juli zur Erntezeit musste jeder mit anpacken, ob Mann, Frau oder Kind und auch Tagwerker wurden aufgenommen, um das Getreide möglichst schnell einbringen zu können. Gearbeitet wurde in Gruppen: Ein oder zwei „Schnitter“ als Mäher, mehrere Aufheberinnen zum Anhäufen des Getreides zu gleichmäßigen Bündeln. Diese wurden auf die vorbereiteten „Strohbandeln gelegt und von den Männern zu Garben gebunden. Zunächst band man sie noch mit selbstgedrehten Strohbändern, später auch schon mit gekauften Garbenstricken. Um besser trocknen zu können, stellte man die Garben zu „Mandeln“ auf. Das Nachrechen der liegengebliebenen Ähren zählte meist zu den Pflichten der größeren Kinder. Jeder betete und hoffte, dass kein Gewitter kommen möge, denn sonst wäre „das Körndl“ verdorben. Nach ein paar Sonnentagen brachte man die Ernte auf dem Leiterwagen mit Ochsengespann nach Hause in den Stadel.
War alles Getreide eingebracht, begann das Dreschen, eine schwere und staubige Tätigkeit.
Alle mussten mithelfen, auch die Kinder.
Im 20. Jahrhundert wurden die Dreschflegel durch Dreschmaschinen abgelöst. Die Maschine wurde über einen „Göpel“ (Antriebswelle) von Ochsen angetrieben, später kamen Elektromotoren zum Einsatz. Auch beim Dreschen waren viele Arbeitskräfte nötig: Ein Mann zum „Einfüttern“ des Getreides, zwei Personen, meist Frauen, räumten das Stroh hinter der Maschine weg. Die Kinder mussten die Ochsen antreiben, die im Kreis gingen, um die Dreschmaschine in Gang zu halten. Berta Heißenberger erinnert sich an das Dreschen: „Wir hätten uns gerne auf den Göpelbaum gesetzt, damit wir nicht so lange im Kreis gehen mussten. Das war aber streng verboten, denn wenn man runterfiel konnten einen die Ochsen verletzen.“ Auch das Aufheben der Garben auf die Dreschmaschine war eine ihrer Aufgaben, jedoch eine viel zu schwere Arbeit für das Mädchen.
Nach jedem sogenannten „Bout“ (Dialektausdruck - bezeichnet eine gewisse Anzahl an Garben) stellte man die Dreschmaschine ab und säuberte das Getreide mit der „Reiter“ (ein großes Sieb, aus Stroh geflochten) von den stärksten Verunreinigungen. Danach kam die Windmühle zum Einsatz, mit der das Korn von der Spreu noch gründlicher getrennt wurde.
Das ausgedroschene Getreide füllte man in Säcke und lagerte es möglichst geschützt vor Mäusen auf dem Dachboden. Das anstrengende und staubige Dreschen dauerte mehrere Tage und wurde in manchen Gegenden am Ende ausgiebig gefeiert – mit Bewirtung, Unterhaltung und oft mit Tanz und Gesang.
Die Mechanisierung der Landwirschaft ab den 1950iger Jahren durch Mähdrescher beendete diese schwere Arbeit - jedoch auch die anschließende Geselligkeit gehörte damit der Vergangenheit an.